Vielmehr erweisen sich Hot Chip mittlerweile als kunstvoll zusammenaddierte Schnittmenge aus drei Jahrzehnten elektronisch infizierter Popmusik, beginnend bei Roxy Music, Pink Floyd und dem David Bowie der 70er über 80s-Pop Marke Pet Shop Boys und Soft Cell bis zu Musik, die zwischen Daft Punk, The Postal Service und Air in der Luft hängt.
Bemerkenswert vor allem, dass sich das Quartett, das als Tanzkapelle mit Leadvocals begann, immer stärker in Richtung “handgemachter” Musik entwickelt, bei der die elektronischen Bausteine die Funktion zusätzlicher Klangfacetten erfüllen. Klar: Die Bassdrums sind wie gewohnt sehr fett, die noch immer durch ihren Klangorbit wabernden Elektro-Raumschiffe runden Hot Chips Ästhetik gekonnt ab. Aber mehr denn je steht der möglichst perfekt komponierte Popsong im Fokus, und hier allen voran die Stimme von Joe Goddard: süß und hingebungsvoll, melancholisch und seltsam körperlos, in Momenten durchaus gewollt kitschig, fast schwül – und doch nie abgeschmackt. Nur dann, wenn diese Stimme auch noch durch den heutzutage im Pop offenbar unverzichtbaren Autotune-Effekt gejagt wird, wird diese Platte zu süß – das erinnert schließlich zwangsläufig an Cher, Madonna oder üble Schmusepopper, die dieses Ding zum klanglichen No Go gemacht haben. Davon abgesehen bleibt aber die Erkenntnis, dass Hot Chip weiterhin gute Melodien schreiben und diese dann mit einem spannenden, neuerdings überraschend reduzierten Sound bekleiden können. Echte Hits gibt es jedenfalls mehr als genug – zumindest für alle, die Neo-Wave-House-Pop mögen.
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