Wenn Emo, Indie und Post-Hardcore aufeinanderprallen und jemand darüber so intensiv spricht und schreit und zerbricht, als hätte er im Leben von so ziemlich allem viel zu viel gehabt, denkt man wahrscheinlich zuerst an La Dispute und Jordan Dreyers düstere Kurzgeschichten übers verschüttete Leben. Es gibt aber auch den Künstler Cameron Smith, der den Sprechschreigesang Dreyers auf die Spitze treibt, um sich danach mit blanker Brust in sie hineinzustürzen. Den Löwenanteil der Musik machen sehr intensive, schonungslose Spoken-Word-Passagen aus, die über atmosphärische Post-Rock-Gebilde gelegt werden – das erinnert an eine Rockband-Version von The Streets. Doch wenn man denkt, dass jetzt trotzdem etwas Gesang ganz guttun würde, weiß die Band das und schenkt dem Hörer gerade rechtzeitig eine Emo-Hook, bevor das Konzept ermüdet. Auf “Equivalency” geht Smith dabei spürbar an die Grenzen der eigenen Psyche. Wenn er in “Where I Am” etwa Just sleep on your stomach/ so you dont choke on vomit singt, selbst dabei so klingt, als stünde ihm die Galle bis zum Gaumen und danach am Mikrofon in Tränen ausbricht, dann tut das weh. Man muss das Pathos und die Exzentrik von Hotel Books aushalten können, auch Smiths Gottesfürchtigkeit und sein Künstler-Ego können hier und da übel aufstoßen. Die Spoken-Word-Dynamik wird einige verschrecken, andere umso mehr faszinieren. Wer zu letzterem Personenkreis gehört, lernt mit “Equivalency” eine äußerst mitreißende Lektion in Sachen Emo.
weitere Platten
Run Wild, Stay Alive
VÖ: 01.01.1900