House Of Dolls
Welcome To The Nuclear Department Of Medicine
Text: Henning Grabow
Die jungen Iren von House Of Dolls lassen sich gern von dieser Ambivalenz inspirieren. Gänzlich unpassend wirkt der Titel ihres Debüts auch nicht, nur etwas überkandidelt. Mit dem Ruf einer guten Liveband im Rücken stellte sich für das 2008 gegründete Quartett schnell die gute alte Frage, wie sich die Bühnenenergie auf Platte übersetzen lassen könnte. Ordentlich dreckig gehen die Stücke schon mal zu Werke, und das Verhältnis von Melodie und Härte passt auch ziemlich gut ins Noisolution-Portfolio. Manchmal klingen House Of Dolls wie ein Bastard aus Black Angels und Black Rebel Motorcycle Club. Die Dubliner Garagen-Jugend hört man heraus, die Musik von The Jesus & Mary Chain, Slowdive oder My Bloody Valentine und die inspirierenden Depressionen eines Ian Curtis sicher auch. House Of Dolls verleihen ihnen aber einen weitaus wütenderen Ausdruck. Extrovertierte Introspektion, wenn man so möchte. Die Parallelen zu Joy Division jedenfalls drängen sich inhaltlich geradezu auf, benannten sich die Postpunk-Heroen einst doch ebenfalls mit Bezug auf die Novelle “The House Of Dolls”. Textlich tobt sich Bassist und Sänger Stephen White mit Vorliebe auf dem Schlachtfeld des Zwischenmenschlichen aus: “I dont care too much for living/ I dont care too much for you”, heißt es in “The American Dream”. Sollte sich der Hörer nun um House Of Dolls scheren? Schon. Aber: Zu wenig Abwechslung und bisweilen unnötig gestreckte Songs verdeutlichen, dass sich hier vor allem eine Live-Band ins Studio begeben hat. Ein wirklich stilvoll gestreckter Mittelfinger ist das Album trotzdem.