“Glisten” eröffnet, ein Pianoinstrumental mit Flügeltüren aus Eichenholz, vier Minuten schönste Tastentaten. Dann ertönt Gelbs grob gegerbte Stimme, klingt wie Lou Reed und raunt: “The piano is stealing Lou Reed-licks, licks that he probably stole.” Wenn schon Schönklang, denkt sich Howe Gelb, dann doch bitte mit Selbstironie. Hernach kommen die Streicher und legen sich wie Morgennebel auf das Lied. Normalerweise hätte der Giant Sand-Chef und Alt.Country-Messias hier eine gehbehinderte E-Gitarre reinkrachen lassen oder einfach abgebrochen. Auf diesem Album macht er so was nicht. Statt wie sonst den Wohlklang zwanghaft mit Dissonanzen zu zerfurchen, lässt er ihn zu. Erdig klingt das noch immer, nur hat man diesmal beim Hören keinen Sand zwischen den Zähnen. Oh, eine singende Säge! Ein Cello. Eine fragile Frauenstimme. Neben den notorischen Joey und John von Calexico wirkte die dänische Band Under Byen mit, die bald schon jene begeistern werden, die Björk und Sigur Ros verehren. Insgesamt waren für “The Listener” 19 Musiker im Einsatz. Wir hören Bar-Jazz, lateinamerikanische Rhythmen, osteuropäische Folklore und Freund Howe, wie er in “Cowboy Boots” unter der Wüstensonne wandert, der alte Ledernacken, der sich diesmal Howe Home nennt, den Stetson gegen einen Zylinder getauscht hat und sein Pferd wieder füttert. Guter Gaul.
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