Hum
Inlet
Plötzlich war es da, das erste Hum-Album seit “Downward Is Heavenward” von 1998. Zwar hatte Bandkopf Matt Talbott bereits 2016 neue Songs in Aussicht gestellt und zwei Jahre darauf deren nahende Fertigstellung verkündet – einer wie er, den man sich gern als detailversessenen Bruder im Geiste von Kevin Shields vorstellt, hätte aber genausogut noch ewig an den Aufnahmen feilen können. Für die kleine Gemeinde, die die Band aus Champaigne, Illinois höher schätzt als alles, was sich ab Ende der 80er an Gitarrenwänden versuchte, wird sich “Inlet” dann auch anfühlen wie My Bloody Valentines “MBV”. Shoegaze im Sinne von aufgetürmten Spuren und weltabgewandter Atmosphäre macht aber nur einen Teil des Hum-Charakters aus, die anderen sind Spacerock, Deftones-Metal und Talbotts deutungsoffene Texte. Wer die Band jetzt kennenlernt, wird sie deswegen womöglich für Epigonen halten, vergisst aber, dass sie quasi erfunden hat, was auf “White Pony” oder Cave Ins “Antenna” so positiv in Erinnerung blieb. Selbst mit dem Solo vom niedrigschwelligen “Step Into You” im Ohr ist es unmöglich, aus diesen acht Stücken in knapp einer Stunde Highlights zu picken. Als hätten Talbott und Leadgitarrist Tim Lash unzählige Riffs geschrieben und nur die berücksichtigt, die mehrere Minuten Wiederholung aushalten. “Inlet” ist ein massives, doch nicht überladenes, abdriftendes, doch fokussiertes, und vor allem: meisterhaftes Spätwerk, das noch lange nachhallt.
Das steckt drin: Deftones, Failure, Spotlights
weitere Platten
Downward Is Heavenward
VÖ: 27.01.1998
You'd Prefer An Astronaut
VÖ: 11.09.1995
Electra 2000
VÖ: 19.10.1993
Fillet Show
VÖ: 01.01.1991