Was ist das nun wieder? Warum funktioniert das? Es gibt Tausende deutschsprachiger Schrammelbands dort draußen; die Post-Kisten mit schlechten Demos wachsen in den Redaktionen wie Farn. Und dann das. Ein Trio aus zwei Jungs und einem Mädchen hält es nicht für nötig, seine Instrumente über Gebühr zu beherrschen und auch der Gesang von Fabian Schwinger kippt gerne mal aus der Spur. Soli gibt es woanders, Elektronik sowieso. Hier gibt es Songs. Einfache, reduzierte, bescheidene Lieder, die sich den Gitarrensound häufig bei Blumfeld borgen und im kulturellen Gedächtnis ein paar Momente lang das Referenzkarussell anwerfen (Schrottgrenze, Samba, Voltaire), bis man mit diesem Unsinn aufhört und sich nach langer Zeit mal wieder ergreifen lässt. Von Melodien, die fast ausnahmslos im Gedächtnis bleiben, stoischem Mittwippfaktor und einer merkwürdigen Atmosphäre zwischen Leichtigkeit und den wichtigen Fragen des Daseins. Von Texten, die mit links Lebensbetrachtungen in den Raum werfen, die einem das “kenn ich auch und hätte ich so nicht formulieren können”-Lächeln ins Gesicht zaubern. Ein wenig ist diese schlichte, kluge und niemals überkandidelte Platte das musikalische Pendant zur jüngeren deutschen Literatur, die stilistische Vereinfachung mit Verschärfung des Blicks zusammenbringt. Hier wie dort entsteht eine Atmosphäre, die mit den Momenten vergleichbar ist, in denen man nach einer ereignisreichen Nacht um 5:30 Uhr mit einem guten Freund am Fluss sitzt und den Sonnenaufgang beobachtet, während hinter einem jungen, mitreisende Männer die Kirmes abbauen. Und wenn einer, der ohne große Übung in einen Plattenvertrag geplumpst ist, klagend “Das Singen und Spielen verlangt so viel ab / Was soll ich tun, wenn ich keine Kraft mehr hab?” singt, weiß man auch, warum dieses Debüt nach einem Comic von Katz & (Max) Goldt benannt ist.