Husten
Aus einem nachtlangen Jahr
Husten setzen gleich mit dem Opener “Bis morgen dann” den Ton. Fast flüsternd geht es mit Gisbert zu Knyphausens Text los und mündet in ein Crescendo aus Noiserock. Zusammengehalten wird die Platte sowieso nicht durch Stile, sondern durch ihre spätherbstliche Grundstimmung. Der Schmerz ist groß, und so hängt über weiten Teilen des zweiten Husten-Albums eine Melancholie, die zuweilen ins Dunkle kippt, sich dank Texten, Arrangements und Sounds aber mit Tiefe zeigt.
Knyphausen singt, japst und schreit einem seine Ohrwürmer entgegen. Am schönsten bei “Achim, du Träumer” oder dem experimentellen “Auf der anderen Seite der Angst”, das von einem losgelösten Schlagzeug, ausfransenden Arrangements und dekonstruiertem Gesang getragen wird.
Doch Husten können es auch kompakt, wie im punkigen “Lass mich bitte nicht in Ruh’”, dem The Strokes-Wiedergänger “Nüchtern im Club (Nihilistendisko)” oder in “Flamingo Hotel”. Die ganze Platte der ursprünglich nicht touren-wollenden Band (Im Oktober sind sie doch unterwegs) erinnert an die letzte Probe vor einer Tour, selbstverständlich inklusive Störgeräuschen.
So stülpt “Aus einem nachtlangen Jahr” das Innere nach außen, leuchtet die Dunkelheit mit einem Lichtstrahl aus, gerade so hell, dass die wohlige Schwermut nicht vollends verschreckt wird. Wäre auch schade drum.
Das steckt drin: Fortuna Ehrenfeld, Kid Kopphausen, Tempeau
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