Das Thema der Platte macht gleich der Opener klar, als musikalischer Richtungsweiser führt “The Dead Girl Epilogue: Part One” jedoch in die Irre. Vom beruhigend plätschernden Regen, sanften Pianotupfern und einer verwunschenen Frauenstimme sollte sich niemand einlullen lassen. Gebetsmühlengleich wiederholt Kerith Marcantonio die Zeile “Soon the rain will wash away the sun / As I melt you / I am ghost”, dann tost doch der Sturm los: Der erste “echte” Song heißt “Pretty People Never Lie / Vampires Really Never Die” und erklärt, worum es diesen Newcomern wirklich geht. Das Quintett aus dem sonnigen Long Beach, Kalifornien, fühlt sich vergessen, verloren und im Schatten am wohlsten. Mit ihrem Debüt suchen I Am Ghost alles, nur nicht den Weg ans Licht. Die dunklen Klangfarben dominieren, und auch die zugehörigen Botschaften sind durchweg finster: Anekdoten über Verlust und Verdammnis. Man sagt den Musikern um den mitunter herzzerreißend schreienden Sänger Steve Juliano und Violinistin/Vokalistin Kerith Marcantonio zurecht einen Hang zu Vampir-Filmen, Halloween-Plunder und Stephen-King-Schmökern nach. Hier und da weisen die theatralischen Arrangements Ähnlichkeiten zu My Chemical Romance oder den humorvollen Finsterlingen von Funeral For A Friend auf. Im fahlen Mondschein krachen I Am Ghost immer wieder mit der Wucht von Avenged Sevenfold gegen Gruftmauern. Klar, dass die Gitarren konsequent grabtief gestimmt sind. Schwere Metal-Riffs finden sich zuhauf, dazu sägen Soli, fiept immer wieder die Violine im Ohr. Zwischen abseitig-düsterem Screamo, melodiösem Metalcore und zahmem Death Metal versuchen I Am Ghost vieles. An Volumen und Druck fehlt es dabei nicht. Schade nur, dass die finsteren Farben auf “We Are Always Searching” oft zu einem konturlosen Klangklecks verwischen. I Am Ghost haben Recht: Die Suche geht weiter.
weitere Platten
Those We Leave Behind
VÖ: 02.10.2008
Lovers' Requiem
VÖ: 06.10.2006