Wer mit “Natural History”, dem Debüt der mittelenglischen Leisetreter, warm geworden ist, dem dürfte auch diese Platte so manchen Herbsttag versüßen. Selbst wenn einiges – etwa das von akustischem Picking und sanft gestreichelten Drums zehrende “Here For The World” oder “From Your Favourite Sky” – beinahe etwas zu berechenbar geraten sein mag: Stimmungsvoll im Halbschatten verweilenden Miniaturen wie dem folkigen Lamento “Not A Reasonable Man” oder der tragischen, Streicher-untermalten Abschluss-Avance “The Same Deep Water As Me” kann man schwerlich sein Herz versagen. Nach wie vor sind es dabei John Bramwells mit unnachahmlich intimem Timbre vorgetragene Miniaturen über unerwiderte Lieben, Alltags-Tristesse und die abgründige Poesie der Existenz an sich, die einen fesseln, zum Nachdenken anregen, tiefer hinab ziehen. Mögen seine Zeilen noch so unverhohlen schwermütig wirken – am Ende bewahrt sie neben den starken Bildern stets ein gewisses Quäntchen Selbstironie vor dem Sturz ins Plakative. Der klaustrophobische Grusel des mit angezerrtem Schlagzeug zum Nachtflug abhebenden “Cuckoo”. Durch den Einsteiger “Untitled #1” wiederum geistert ein windschiefes Piano, bevor das Stück per Paukenschlag sein Leben aushaucht. Details, sicher. Aber essentiell. Gleichfalls vorzüglich steht dem Trio der gelegentliche Abstecher gen schepprig-bauchiger Sixties-Beschwingtheit, die mit “Life In A Day” einen kleinen Hit zeitigen sollte, falls Justitia noch unter uns weilt. “You’re reading the letters that no one ever wrote / moving through something / a travel in hope”, singt Bramwell im verwunschenen, Zeit und Raum gleichsam negierenden “Mermaids”. Der perfekte Soundtrack, um unter wolkengrauem Himmel durch Industriebrachen oder Häuserschluchten zu schlendern. Zuhause gibt’s dann eine Tasse warmen Kakao.
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