I Hate Our Freedom
This Year's Best Disaster
Text: Flo Hayler
Ohne mitgelieferte Vita würde jeder verantwortungsbewusste Steward eine Gruppe wie I Hate Our Freedom sicher ungefragt von der Passagierliste streichen. Vor allem, wenn deren neues Album einen Titel trägt wie “This Years Best Disaster”. Entweder haben Joseph Grillo, Justin Scurti, Scott Winegard und Tucker Rule ein Faible für Sarkasmus und Ironie oder sie sind über die Jahre zu illusionsbefreiten Nihilisten mutiert. Da wir sie persönlich nicht kennen und bisher keine Gelegenheit hatten, mit ihnen über die Wahl von Band- und Titelnamen zu sprechen, konzentrieren wir uns auf die Musik: Mitte der 90er hätte man den schön lauten und rohen Mix aus Posthardcore, Emo und Punk noch als Dish of the Day im Trendlokal serviert, heute freut man sich, dass I Hate Our Freedom sepiafarbene Erinnerungsfetzen an frühe Konzerte von Promise Ring oder Samiam zurückbringen. Zehn Songs umfasst das abwechslungs- und feedbackreiche 90er-Revival-Album, das trotz aller Retro-Referenzen auch der Nachwende-Generation gefallen dürfte – könnte sie es doch gut als Puffer zwischen Gallows und Wolves Like Us in der Playlist gebrauchen. Vorausgesetzt natürlich, sie kommt darauf klar, dass hier niemand growlt, shoutet oder schmerzerfüllt brüllt. Ob das Hobbyprojekt I Hate Our Freedom eines Tages aber mehr sein könnte als das, wissen wahrscheinlich nicht einmal die Mitglieder selbst. Sollte sich daraus allerdings ein Full-Time-Job entwickeln, müssen sich I Hate Our Freedom schleunigst umbenennen, sonst wars das mit den Extrameilen.
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Seriously
VÖ: 28.01.2011