Weniger wäre mehr gewesen – der dritte Longplayer der kanadischen Hoffnungsträger ist leider einen Deut zu glatt geraten.
Trau keinem Kanadier, der vorgibt, einfach nur ein RocknRoller zu sein. Sie können es einfach nicht, was im Grunde großartig ist und nicht nur im Falle Rush, Grim Skunk oder Voivod immer wieder diese herrliche elaborierte Variante des Rock hervorbringt. Mit I Mother Earth war das nie anders: Schon zu ihren wilden Dig-Zeiten im Jahre 93 paarte das Quartett die Funkyness ganz rock-atypischer Rhythmen mit deftiger Härte und lieferte hin und wieder Ohrwurmiges á la Rain Will Fall. Und genau seitdem konnte ich mit dem immer weniger rockenden und immer technoideren Werdegang der Band immer weniger anfangen. Dabei sollte man sowohl auf dem zweiten Album Scenery & The Fish (1996) als auch auf dem vorliegenden dritten Werk an alles gedacht haben: Hervorragend in Szene gesetzte, durchaus jamfreudige Klänge mit einer dicken Jazz-Verwandtschaft unterm Dach, erstklassige Produktionen (diesmal sogar mit King Crimson/Tool/Peter Gabriel-Mixer David Bottrill am Pult), weitläufig arrangierte Nummern und einen Vokalisten der Güteklasse eines Ian Astbury. Aber mit ihrem hochglanzpolierten Ethnorock besitzen die Erdenmütter inzwischen ungefähr so viel schmutzigen Sex wie die Zuckerpussies eines kalifornischen Tittenmagazins. Eine derartige Kastration einer so vielversprechenden Truppe ist auch als Preis für den Ritterschlag zum Großmeister modernen Rocks entschieden zu hoch.
weitere Platten
Scenery & Fish
VÖ: 30.11.1999