Wenn eine Band innerhalb von sechs Jahren mit gerade mal anderthalb Alben auf über eine Million Facebook-Fans und immerhin knapp zweihunderttausend Abonnenten bei Instagram kommt, hat das schon etwas zu bedeuten. I Prevail selbst führen ihren Erfolg auf die üblichen Band-Tugenden wie Fleiß und Fan-Nähe zurück, was mit den eingangs erwähnten Kennzahlen zusammenhängt. Zu alldem kommt hinzu, dass das Quintett aus Southfield, Michigan, auf dem besten Weg ist, die Lücke zu füllen, die Linkin Park hinterlassen haben. Bereits auf dem Debüt “Lifelines” von 2016 schielte ihr Post-Hardcore zaghaft in Richtung Nu Metal, Shouter Eric Vanlerberghe und Sänger Brian Burkheiser spielten sich die Bälle in Form der aufwühlenden Texte zu. Beides, also sowohl Crossover-Potential als auch Emotionalität, erreichen auf “Trauma” ein höheres Level. In “Breaking Down” breitet Burkheiser, der offen mit seiner Depression umgeht, seine dunkelsten Gedanken auf düsteren Beats besonders eindringlich aus. “Gasoline” und “Deadweight” lassen Einflüsse von Slipknot erkennen, “Hurricane” ist ausladender Alternative Rock mit Biss. Manchmal übertreiben es I Prevail mit ihrer stilistischen Offenheit, doch zumindest im Albumkontext funktioniert ein Representer wie “Rise Above” mit seinen Dubstep-Anfällen. Die neuen Linkin Park haben wir demnach noch nicht vor uns, neue Fans wird die Band dank Trauma aber mit Sicherheit finden, manchen von ihnen vielleicht sogar in schwierigen Zeiten helfen – und das ist schon viel wert.
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True Power
VÖ: 19.08.2022