Man kann dem Kerl vorwerfen, dass er ohne ersichtlichen Grund in zwei Schubladen stöbert. Da ist einmal der ganz leise Iain Archer, der Folkie, der im ersten Lied feststellt, dass die Vögel wieder einmal aufgegeben haben und sich aus dem Staub machen. In Richtung Süden, ihn mit der Tristesse des winterlichen Nordens alleine lassend. Na vielen Dank, sagt Archer und spielt ein paar sehr schöne Lieder über gefrorene Küsten und eisige Gefühlslagen. Nun erregen diese kleinen Akustiklieder zwar mitunter viel Aufsehen in Kennerkreisen, die Welt wartet jedoch wohl eher auf große Gesten. Gerade von ihm, der Gary Lightbody seinerzeit half, die erste große Snow Patrol-Ballade “Run” zu schreiben. Darum erfindet aich Archer auch noch als eine Art keltische Variante von Conor Oberst. Das gelingt ihm jedoch lange nicht so gut. Pathos liegt ihm nicht, ins Extreme gleitende Gesangsparts schon mal gar nicht. Seine Stimme ist generell recht dünn, wenn sie sich dann noch auf verschlungene Pfade wagt, wird es fast ärgerlich. Man fragt sich an solchen Stellen, warum Archer nicht den goldenen Mittelweg geht. “Soleil”, das beste Stück der Platte, macht vor, wie das geht, und zeigt an, wo die Zukunft eines Songwriters liegen könnte, den als gespaltene Persönlichkeit so recht keiner braucht.
weitere Platten
Flood The Tanks
VÖ: 23.02.2004