Dabei geht es dem Dänen nicht einmal um tiefschürfende Texte: Es ist eher die Verarbeitung und Lenkung des derzeitigen Pop-Appeals in eine unerwartet vielschichtige Richtung, die den Charme des Debüts “Bloody Future” ausmacht. In jeweils drei bis vier Minuten schafft es jeder Song, sich komplex aufzubauen und klanglich aufzublühen. Die facettenreiche Stimme des Musikers trägt ihren Teil dazu bei; sie etabliert den Sänger nicht nur als leidenschaftlichen Erzähler, sondern bringt auch Dynamik in die Stücke, die die bestenfalls pathetischen Texte nicht immer liefern können. Schon der Opener “Clyse” wartet zunächst mit glatt produziertem Sound und zahmem Gitarrenriff auf, bevor er sich überraschend in atmosphärische Klangwelten stürzt. Dabei zeigen sich die zwei stimmlichen Seiten von Iamjj: Zwischen tiefer Crooner-Stimmlage und hohem Gesang für die Hooks bilden sich kurzweilige Kontraste, mit denen der Künstler sich vor Leonard Cohen und Tom Waits verneigt. Der Titeltrack experimentiert mit suggestivem Sound, dezenter Instrumentierung und ungestümem Gesang; “Supersonic” startet als düsterer Shuffle-Blues und bricht unerwartet in eine zart-süße 50er-Popballade aus. Dass zwischen den Experimenten auch offensichtliche Hits zu finden sind – geschenkt. Denn der tanzbare Disco-Beat in “Bomay Roof” oder der urbane Folkpop von “China”, der an das deutsche Duo Milky Chance erinnert, sind charakterstark genug, um nicht im Alles schon einmal gehört-Brei zu versinken.