Das hat gleich mehrere Gründe und seine Ursache wohl schon 2015. Nach ihrer fünfjährigen Bandpause und in teilweise neuer Besetzung begannen die fünf Schotten, sich durchaus gelungen mit “Everything Ever Written” aus engen Genre-Schubladen zu befreien. Trotzdem bildeten Alternative- und Indie-Rock nach wie vor die DNA ihres Sounds. Das ist jetzt nicht mehr so. Stattdessen schichten Idlewild Versatzstücke aus den unterschiedlichsten Genres aufeinander, als würden sie mit Bauklötzen spielen: hier ein bisschen Post-Punk, dazu etwas Jazz und Folk, dann noch etwas Classic Rock und alles zusammenkleben mit jeder Menge Pop und Radiotauglichkeit. Um das Chaos perfekt zu machen, verpassen Idlewild den Songs zum Teil völlig abstruse Strukturen. Der Opener “Dream Variations” etwa schlägt zu Beginn seine Wurzeln irgendwo zwischen Indiepop, 80er-Synthies und Fuzzgitarren, bevor er in der Bridge in einen psychedelischen Mittsommernachtstraum abbiegt. Oder jenes fünfminütige Monster aus Post-Punk und Pop, das sich gen Ende in ein Feedback-Gewitter auflöst und der Titeltrack “Interview Music” ist. Am Ende bleibt seltsamerweise nur ein glitzernder Upbeat-Funk-Beat im Kopf, der sich in den Gehörgang frisst und ein Gefühl hinterlässt wie ein seltsamer Traum, an den man sich nach dem Aufwachen nur noch bruchstückhaft erinnert, der aber den ganzen Tag nachhallt und schlechte Laune macht.
weitere Platten
Everything Ever Written
VÖ: 20.02.2015
Post Electric Blues
VÖ: 02.10.2009
Make Another World
VÖ: 09.03.2007
Warnings/Promises
VÖ: 11.04.2005
The Remote Part
VÖ: 15.07.2002
100 Broken Windows
VÖ: 17.04.2000
Hope Is Important
VÖ: 26.10.1998