Wenigstens gingen die Schotten aber wieder bissiger zu Werke, erlaubten ihren Songs, auch mal anzuecken, statt nur weich am Hörer vorbeizufließen. Trotzdem waren die Erwartungen an den Nachfolger – bereits das siebte Album der Band übrigens – eher gering bis gleichgültig. Vor allem weil im Vorfeld erneut Gerüchte aufkamen, Idlewild stünden kurz vor dem Aus. Schon wieder! Um die aus der Welt zu schaffen, kündigte Bandvorsteher Roddy Woomble kurzerhand ein neues Album und fünf Shows im ruhmreichen Glasgower King Tuts Wah Wah Hut an, bei denen Idlewild sich vornahmen, jeden Song zu spielen, den wir jemals aufgenommen haben. Wie ein kleines Best Of erscheint nun auch Post Electric Blues: Es erhält sich die beim Vorgänger wieder eingekehrte Kratzbürstigkeit, aber nicht nur um ihrer selbst Willen. Vor allem lassen Idlewild die Melodien sprechen, auch wenn das durch eine solide verzerrte E-Gitarre passiert. Überhaupt scheinen Woomble und Anhang herausgefunden zu haben, dass sie die für sie so typische Gratwanderung zwischen Energie und Süße nicht herunter- sondern ausspielen sollten. Und werden dabei kompositorisch immer besser. So geraten die meisten Songs griffig und beinahe hitverdächtig, vor allem, wenn man ihnen Zeit zur Entfaltung gibt. Sollte Woomble aber so weitermachen und auf dem nächsten Album noch mehr nach Michael Stipe klingen – sowohl stimmlich als auch melodisch –, müssen sich Idlewild endgültig der Frage stellen, ob sie noch gebraucht werden. Dann lieber zum richtigen Zeitpunkt Bestandsaufnahme und Freeze-Frame-Taste: jetzt.
weitere Platten
Interview Music
VÖ: 05.04.2019
Everything Ever Written
VÖ: 20.02.2015
Make Another World
VÖ: 09.03.2007
Warnings/Promises
VÖ: 11.04.2005
The Remote Part
VÖ: 15.07.2002
100 Broken Windows
VÖ: 17.04.2000
Hope Is Important
VÖ: 26.10.1998