Gut zehn Jahre ist es her, dass Ignite “Our Darkest Days” veröffentlicht haben. Seitdem ist die Band
erfolgreich um die ganze Welt getourt, die einzelnen Musiker haben sich zwischendurch aber
auch anderweitig beschäftigt. Sänger Zoli Téglás etwa ist zeitweise für Jim Lindberg bei Pennywise
eingesprungen, als dieser sich verstärkt um seine
Familie kümmern wollte, Bassist Brett Rasmussen
war als Tourmanager unterwegs und gründete
mit Nations Afire auch eine neue Band. Ignite
spielten trotzdem, wo und wann sie konnten,
mussten dabei jedoch notgedrungen ihr eigenes
Programm recyceln. “A War Against You” ist erst ihr
fünftes Album in 23 Jahren und zeigt, warum Ignite
trotz geringen Outputs eine unabdingbare
Größe im Punk und Hardcore sind. Wer die melodische
Melancholie und druckvolle Produktion
einer Band wie Rise Against schätzt, die es schafft,
politische Attitüde und große Hymnen mit ihren
Hardcorewurzeln unter einen Hut zu bringen,
der kommt an Ignite erst recht nicht vorbei.
Für Téglás war Ignite immer auch politisches
Sprachrohr und nicht nur künstlerischer Output,
entsprechend dringlich sind die Botschaften auf
“A War Against You”. Das hält die Band aber keineswegs
davon ab, ihre Message verdammt catchy zu
präsentieren. Exemplarisch dafür ist das hymnische
Anti-Kriegs-Stück “Oh No Not Again”: “Oh no/
Not again/ Just another army coming marching
in/ [
] If this is liberation then were all insane”,
singt Téglás da und reiht sich damit zwischen
Tim McIlrath und Edwin Starr ein, während die
Band im Midtempo stampft und drückt und man
Ignite nicht oft genug dazu beglückwünschen
kann, dass sie hier eben nicht der Versuchung
nachgegeben haben, die Akustikgitarre
auszupacken.
Grundsätzlich gehen Ignite auf “A War Against
You” mit voller Kraft voraus und setzen diese
Kraft ein ums andere Mal in hochmelodische
Refrains um. “You Saved Me” etwa spielt sowohl ihre
Punk- als auch Hardcore-Wurzeln voll aus: Wo
in den Strophen das Schlagzeug im Schweinsgalopp
nach vorne prescht, scheut sich Téglás im
Chorus nicht vor einem Kopfsprung in poppige
Gefilde und sorgt erst so für einen echten
Ohrwurm. Ähnliches gilt für die drei
großartigen Songs “Alive”, “Descend” und “Work”, in
denen richtig deutlich wird, dass hinter Ignite
exzellente Songwriter stecken. Dabei ist
Téglás unverwechselbar hohe Stimme Dreh und
Angelpunkt der Band, sie verleiht den
Songs mal ein hymnisches, mal ein bittersüß melancholisches
Gesicht. Er geht dabei ganz
in seiner Rolle als Frontmann und Sprachrohr
auf, dem man beim Stagediving gerne High-
Five geben möchte und der gerade für junge
Fans ein Lebensgefühl vermittelt, das am besten
ewig anhalten sollte. Mit “A War Against You”
erweisen sich Ignite einmal mehr als Türöffner,
der mit großen Melodien, einprägsamen
Slogans und offenen Armen jeden empfängt.
Oder, wie es im Opener heißt: “This is your
chance to begin again”.
weitere Platten
Ignite
VÖ: 25.03.2022
Our Darkest Days
VÖ: 12.05.2006
A Place Called Home
VÖ: 19.03.2001
Family
VÖ: 30.11.1999
Past Our Means (EP)
VÖ: 13.09.1996
Scarred For Life
VÖ: 01.08.1994