Auf der Mittelmeer-Insel Ikaria liegt der griechischen Sage nach die Grabstätte von Ikarus, der sich einst an der Sonne die Flügel versengte und im Meer ertrank. Die Band Ikaria erlebt auf ihrem zweiten Album keine derartigen Höhenflüge, muss aber auch keinen Absturz befürchten. Ohnehin durchschreiten die Berliner meist dunkle Talsohlen, in denen sie selten Gefahr laufen, Luftsprünge zu machen. Für die Aufnahmen pilgerten Ikaria aufs schwedische Land zu Logh-Bassist Mathias Oldén. Assoziationen zu skandinavischer Tristesse kommen aber auch ohne solch harte Fakten auf – der in gedämpfte Moll-Töne verpackte Grabesstimmungs-Tenor dieser Platte kennt weder Humor noch Heiterkeit. Luxembourg zehrt von Postpunk und Postrock, wird dadurch aber noch lange nicht zum Punkrock, sondern kleidet sich vielmehr in eine unterkühlte Wave-Ästhetik. Wo der Vorläufer Repair My History noch an einer debüttypischen Unentschlossenheit krankte und in seiner nebulösen Distanziertheit stellenweise zerfaserte, positionieren sich Ikaria inzwischen eindeutiger zugunsten einer wohldosierten Pop-Sensibilität und verdichten ihre Songs auf ein griffigeres Format. Bis auf den schicken Opener Parabolic, bei dem sich das Rotweinglas wie von Geisterhand selbst aufzufüllen scheint, kann hier trotzdem nichts nachhaltig packen. Für sich genommen ist es eine achtbare Angelegenheit, im Schatten der übermächtigen Konkurrenz verblasst Luxembourg aber als bloßer Mitläufer. Wer will halt schon nach Luxemburg, wenn der Sprit auch bis nach Frankreich reicht?
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Repair My History
VÖ: 24.04.2009