Ilgen-Nur
It's All Happening
Das wird schon im ersten Song von “It’s All Happening” deutlich: “Lookout Mountain” ist eleganter Gitarrenpop, bei dem ein Klavier den Ton angibt. Nicht nur dieses Stück erinnert an Kate Nash, die für Ilgen-Nur zu Jugendzeiten in der Provinz unweit von Stuttgart ein musikalischer Erweckungsmoment war.
Insgesamt wirkt ihr zweites Album sanfter und weitflächiger. Doch es sind nicht nur Klavierpassagen oder Einsprengsel von Synthesizern, die nun das Klangbild veredeln. “Der Stern” verknüpft etwa atmosphärisch Shoegaze mit Post-Rock-Tendenz. Und auch die amerikanische Note im Gitarrenspiel von “Purple Moon” überzeugt. Dort lassen sogar kurz The War On Drugs grüßen.
Diese Roadtrip-Stimmung kommt nicht von ungefähr: Die Songwriterin nahm die Platte in Los Angeles auf, wo sie während der Pandemie neue Inspiration fand. Dabei geht es textlich nicht allein um Kalifornien, sondern auch um Vergänglichkeit sowie Neuanfänge. Das betont langsame “Red Rock Road” klingt verträumt, aber Ilgen-Nur stellt keine Schläfrigkeit mehr aus wie früher. Hier singt sie: “I want to wake up every day/ Feel the love I felt today/ Got a life to start living”. Mehr Lebensbejahung geht nicht. Ilgen-Nur hat in L.A. offenbar ausgeschlafen und Pläne geschmiedet. Nebenbei ist ihr ein wunderbares Album gelungen.
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VÖ: 30.08.2019