Molotov wirken anno 2003 ausgebrannt, mit “Roorback” sinkt auch die Sonne Sepulturas, während deren einstige Sprengkraft Max Cavaleras Zweitwaffe Soulfly nie wirklich erreichte. Der richtige Zeitpunkt also für eine unverbrauchte Band wie Ill Nino, in der augenblicklichen Latino-Metal-Wüste mal richtig Staub aufzuwirbeln. Tatsächlich haben die Südamerikaner seit “Revolution Revolucion” (2001) fleißig weiter an ihrem Sound gemeißelt, den Sockel jedoch kantig belassen. Oder mit Trommler Dave Chavarris Worten: “Das erste Album ist das Fundament. Mit dem zweiten Album haben wir das Haus errichtet.” Dessen massive Mauern bilden wieder (oft brachiale) Metal-Attacken in Tradition von Sepultura oder – wenn Cristian Machado sich wund brüllt – Machine Head. Im luftigen Giebel hängen schon mal Effekte aus der Maschine mit den vielen Knöpfen und dezente volkstümliche Rhythmen oder Flamenco-Geplänkel. Dazu kommen häufiger als beim Debüt – ja, fast minutiös – melodische Refrains. Was damals “What Comes Around” war, heißt hier “This Time’s For Real”: Genau der Song, der Linkin Park nach einem Trip durch Venezuela, Brasilien und Peru aus der Feder fließen könnte. Ansonsten machen Ill Nino einiges richtig, mit “Two (Vaya Con Dios)” oder “Lifeless Life ” einigen Druck und beim perkussiven “Numb” auch mal auf sensibel. Trotzdem: “Confession” wirkt wie ein tröstender Arm im Gesicht oder die geballte Faust um die Schulter. Gut gemeint, aber ganz rund ist diese Scheibe noch nicht.