Illuminati Hotties
Free I.H.: This Is Not The One You've Been Waiting For
Text: Markus Hockenbrink
Die Geschichte ist so frustrierend wie alltäglich: Tiny Engines, das durchaus beliebte Indie-Label (Mannequin Pussy, Strange Ranger), ist in finanzielle Schwierigkeiten geraten und droht, mitsamt seinem vertraglich gebundenen Künstlerstamm unterzugehen. Das zweite Illuminati-Hotties-Album ist schon praktisch im Kasten, aber ob Tudzin ihre eigenen Aufnahmen behalten darf, steht in den Sternen. Ihr Frust entlädt sich Anfang Februar in spontanen Aufnahmen, die jetzt dieses sogenannte Mixtape ergeben. Zwölf Songs in 23 Minuten, punkig runtergerotzt und voller Anspielungen. Warum man sich in Zeiten wie diesen überhaupt Platten kaufen soll, fragt sie an einer Stelle, ohne mit einer Antwort zu dienen. Anderswo erinnert sie ihre Hörer daran, dass die auf jeden Fall immer ihre Masterbänder behalten sollen, weiter vorne singt sie die Internetadresse ihrer Band ins Mikro wie in einer Radiowerbung. Es ist eine selbstreferentielle Platte geworden, auf der sich echte Gefühlswallungen mit Galgenhumor abklatschen und Tudzins Sarah-Silverman-Stimme über Nägel und Bubblegum spaziert. Kurzweilig und konfrontativ, ist “Free I.H.” dabei dennoch nur ein Boxenstopp auf dem Weg zum nächsten regulären Album, vielleicht dann mit dem Titel “The One We’ve Really Been Waiting For”.