Illuminati Hotties
Kiss Yr Frenemies
Text: Markus Hockenbrink
Tudzin ist 24 Jahre alt, in der Musikszene von LA aber bereits als mit allen Wassern gewaschener Studiocrack bekannt, der weiß, wie man am offenen Popsong operiert. Ihre Expertise in Diensten anderer Leute mündet nun in einem Album, das altklug klänge, wenn es nicht gleichzeitig sehr witzig und smart wäre und ziemlich viel jugendfreien Spaß machte. Das ist eine reife Leistung für eine Platte, die zur Hälfte aus selbsterlebten Trennungsballaden besteht, bei denen sich die Autorin zur Zuschauerin ihrer eigenen Sitcom macht: You said: I need a better mattress/ I said: Im not staying long enough to see that. Tudzin könnte wahrscheinlich auch Gagschreiberin fürs Fernsehen werden, aber das ist bekanntlich schlecht für die Seele, deswegen gießt sie sich ihren Frust-Humor-Cocktail selber hinter die Binde. Die berauschende Mischung kommt an, besonders auf Paying Off The Happiness, der Hymne für verschuldete Studenten auf der Suche nach einem fourth job, aber auch auf Pressed 2 Death, der Ode an den boyfriend from hell. Musikalisch gebietet die Sängerin dabei über alles, was Indierock aus der Solofeder so knuffig macht. Kurze Songvignetten, gewitzte Lo-fi-Ausflüge, überraschende E-Gitarren-Kavallerie, und ein zu einem Schlitz verengtes Auge auf den Rasierklingenrefrain. Das ist Powerpop für Realitätsgeschädigte, die schon mal daran gedacht haben, wie es wäre, einen Song zu heiraten. Die Mischung aus Ernst und Spaß, die immer wieder gute Storys hervorbringt.
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