Als hätte das Glitterhouse-Label einen ihrer Favoriten in der Postkutsche liegen lassen, geistern In The Pines aus Missouri über die Prärie. Bandname und Plattentitel beziehen sich auf Leadbellys “Where Did You Sleep Last Night”, vertraut von Nirvanas “Unplugged”, und richtungweisend in Sachen amerikanischer Gruseltradition. Das thematische Spektrum des Sextetts umfasst dann auch alles, was an düsterer Folklore zu haben ist: Mord und Elend, pittoresk veredelt in bernsteinfarbenem Country-Folk, und alles selbst komponiert. Wobei die musikalische Umsetzung dem grimmigen Motiv eher distanziert gegenübersteht. Denn die samtenen Harmoniestimmen und die behutsame Instrumentierung zwischen Banjo und Bratsche laden eher zum nächtlichen Schaukeln auf der Veranda ein als zur Flucht in Ketten. Aber auch gut. Gleichzeitig kaltblütig und warmherzig vorgetragen, bekommen all die Mörderballaden noch einmal eine andere Dimension. Vielleicht nicht unbedingt die der Banalität des Bösen, aber sicherlich die der Schönheit des Schrecklichen.
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Interlude
VÖ: 20.08.2021