Dass dabei Genre-Restriktionen und die Gefahr, zu dick aufzutragen, zweitrangig sind, ist erstmal egal – für Frontmann Martin Diesen muss ein guter Song nur sofort zupacken, koste es, was es wolle. So vermählen sich auf dem zweiten Album der Norweger Lieder, die manches mal offensichtlich an der Pforte der Charts klopfen, ein anderes mal klingen wie die tosende Hulk-Reinkarnation von Tiger Lou. Getreu des Mottos Talent borrows, genius steals dürfen aber auch immer wieder Muse (Look Away), Billy Talent (Killer) und andere Konsensbands herhalten. Dass die stellenweise dreiste Rechnung oft aufgeht, liegt vor allem an Diesens Art, die Songs mit seiner durchaus flexiblen Stimme immer wieder in andere Richtungen zu treiben, und der Platte so gar nicht erst die Möglichkeit zu bieten, langweilig zu werden. Um wirklich auf Nummer sicher zu gehen, drückt Look Away einem dann aber auch den fiesesten Ohrwurm-Refrain in den Schädel, der dieses Jahr möglich ist. Kaum zu glauben hingegen ist, dass sich die Band für ihr zweites Album fast fünf Jahre Zeit gelassen hat – langwierigen Selbstfindungsprozessen sei es geschuldet –, und trotzdem noch nach so viel Spielfreude klingt, dass der Autor dieser Zeilen geneigt ist solide acht Punkte zu vergeben. Offenbar geht Inglow aber die Freude am Musizieren manchmal durch, und es entsteht etwas so unsägliches wie das verfahren-käsige Cover von Tom Pettys ohnehin schon totgenudeltem Song Free Fallin. Hierfür gibt es einen Punkt Abzug.
Alternative Rock
Für Fans von:
Billy Talent
“Billy Talent II”
Muse
“Absolution”