“Flame down Pacific highway/ Still in shape, my methods refined, yes”, heißt es zum Einstieg. Nein, die vergangenen zwei Jahre Ausnahmezustand haben Interpol nicht aus der Bahn geworfen. Stattdessen fanden die Herren Paul Banks und Daniel Kessler eigener Aussage zufolge im örtlich getrennten Songwriting neue Inspiration. Tatsächlich verströmt das von Flood und Alan Moulder produzierte “The Other Side Of Make-Believe” ungewohnte Zartheit. Nach dem druckvollen “Marauder” (2018) haben Interpol das Tempo wieder gedrosselt. Auch das Klavier erlebt ein Comeback und verleiht dem zitierten Opener “Toni” mit kleinen, repetitiven Schnörkeln luftige Anmut. Überhaupt entwickelt sich die Single mit ihrem hypnotischen Sog zu einem frühen Highlight der Platte. Banks’ Gesang, sonst in steife Schwermut gehüllt, klingt nahbarer und verletzlicher als sonst und findet allen Anlässen zum Trotz – der Albumtitel bezieht sich auf die Kämpfe des Internet-Zeitalters – sogar Worte des Trosts und der Hoffnung. Drummer Sam Fogarino glänzt derweil mit einer Mischung aus Härte und perkussiver Cleverness. Schade nur, dass Gitarrist Kessler sich weiterhin so gerne durch dissonante Halbtonschritte hangelt. Schon klar, das ist der Trademark- Sound der Band. Aber seine monotone Bräsigkeit kann zwischen Momenten der Schönheit wie ein Klotz am Bein wirken. Ansonsten: gute Richtung. “My methods refined, yes.”
weitere Platten
A Fine Mess (EP)
VÖ: 17.05.2019
Marauder
VÖ: 24.08.2018
El Pintor
VÖ: 05.09.2014
Interpol
VÖ: 03.09.2010
Our Love To Admire
VÖ: 06.07.2007
Antics
VÖ: 27.09.2004
Turn On The Bright Lights
VÖ: 19.08.2002