IRA
Visions Of A Landscape
Text: Carsten Sandkämper
Nein, beim besten Willen sollte man dieses zweite Album der Konstanzer nicht im Skip-Verfahren konsumieren. Denn es wächst von Minute zu Minute. Es stemmt sich gegen den Single-Gedanken mit jedem Ton der sechs Stücke in rund einer Stunde Spielzeit und fordert Gehör. Die großen Gesten des Rock, gepaart mit lyrisch geschliffenen Texten, kommen dabei ganz ohne Pathos aus. Eine beeindruckende Leistung, wenn man sich vor Augen führt, dass es auf Visions Of A Landscape um nicht weniger als das Leben mit all seinen sinnlos erscheinenden Schattierungen und wenigen Sonnenseiten geht. War is over if you want it/ Peace is over if you want it/ Faith is over if you want it, heißt es dann auch zutiefst ambivalent in Everybody Is In The Mood For Dying. Wahrscheinlich ist es vermessen, Ira heute, nach dem noch wesentlich raueren The Body And The Soil von 2005 musikalisch als eine vollkommen unpeinliche Mischung aus Dredg, Oceansize und Mogwai zu beschreiben. Auf der anderen Seite: Ein Album, das in dieser Art und Weise Reife zeigt, kann auch einfach mal mit größeren Namen in einen Topf geschmissen werden. Nicht zuletzt waren für die Band auf Seiten der Produktion so illustre Gestalten wie Blackmails Gebrüder Ebelhäuser, Tobias Levin und Chris von Rautenkranz tätig. Wenn all diese Eckdaten nicht reichen, um Interesse an dieser außergewöhnlichen und außergewöhnlich selbstbewussten Platte zu wecken, dann muss man wohl einmal mehr berechtigte Zweifel am System Musikindustrie anmelden.
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These Are The Arms
VÖ: 30.09.2011