In der Schule bekamen wir einst das Schwarzweißbild einer hohen Mauer vorgelegt. Grau und grob, beschattet von ein paar alten Bäumen. Die Dächer dahinter kaum zu erkennen. Es ging um freie Assoziation. Eine Grenze? Ein Rückzugsraum? Ein Gefangenenlager? Die Musik von Iroha erinnert an diese Mauer. Was die Gitarren hier über den langsamen, hypnotischen Groove legen, ist manchmal grober Rohputz, dieser spitze, mit den fiesen kleinen Hubbeln, an denen man sich die Haut zerfetzt. Die Mauer ist gefährlich. Gleichzeitig aber ist sie ein Schutz, eine Heimat. Der Rauputz verklingt, und der Song lässt Luft zum Atmen. Oder aber: die Wall of Sound bleibt wuchtig, doch der Gesang dazu – gedoppelt und verhallt, gesungen und gehaucht – ist derartig freundlich, anziehend und verzaubernd, als würden hinter der Mauer ein paar magische Verführer sitzen, von denen man nicht weiß, ob sie einem die Tore der Glückseligkeit öffnen oder eine Gehirnwäsche vorbereiten. “You Reap What You Sow” lullt einen strukturell ein. Der Titelsong kippt gnadenlos Romantik in die Runde: I never forget all the shepherds and angels… and butterflies. Die wohlig schaurigen Schatten an der Mauer werden dabei unterstrichen mit saftigen Synthesizerakzenten. Diese Musik, so muss das Presseschreiben ausnahmsweise mal zitiert werden, ist gleichermaßen so schwer wie Blei und zerbrechlich wie Glas. Das stimmt. Würden Frauen singen, wäre automatisch wieder der Elfenvergleich am Start. Sprachlich korrekt ist eine männliche Elfe ein Alb. Iroha spielen also Albrock. Und der lässt nicht los.
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