Als an Klischees glaubender Mitteleuropäer schreibt man besonders den Spaniern immer eine gewisse, sich wie auch immer äußernde Heißblütigkeit zu. Im Fall von Its Not Not trifft dieses Klischee zu. Die vier sind Derwische, Tanzgranaten, Partygaranten und haben eine Band, die mit ihrem zweiten Album aus dem Dunstkreis des Spaßprojekts ausbricht. Der Titel macht es deutlich: “No Time For Jokes” ist zu gut, zu intelligent, um als halbgares Wavepunk-Nümmerchen in der grassierenden Hyperei zu versinken. Bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass Bassist RJ Sinclair, eigentlich Raúl, Sänger der Tokyo Sex Destruction ist, Schlagzeuger Piti und Gitarrist Ruben bei den Posthardcorelern Standstill spielen – deren Roadie ausgerechnet Frontmann extraordinaire Joel ist. Vor gut einem Jahr hieß es auf dem Debüt schon “Giving Everything”, erst jetzt wird wirklich alles gegeben. Die Kreativität pulsiert in jeder Sekunde, Ideen stellen sich gegenseitig Beinchen, das sprudelt und spritzt, brodelt und blubbert, zischt und zappelt. Und zwischendurch gibt es richtig gute Songs zwischen The Robocop Kraus, Gang Of Four und The Mars Volta. Klingt unglaublich? Richtig! Das Vertrauen erweckende a-cappella-Intro führt nur auf falsche Fährten. Im Mittelpunkt steht manischer Tanzpunk, waviger Wahnsinn und räudig rockendes Gitarrengut. Jazzige und chaotische Interludes lockern die Sache auf, stimmen ein auf “The City Lies” mit sphärisch-verplantem Intermezzo, während das das Tanzbein vergewaltigende “Say More! Say More!” mit der derzeit so beliebten Kuhglocke hausieren geht. So farbenfroh wie eine Paella, so würzig wie Aioli, so erfrischend wie das Meer an der Costa Brava. Olé!
weitere Platten
Bound For The Shine
VÖ: 14.12.2007
Giving Everything!
VÖ: 06.09.2004