Fuck you, Sensenmann! Das wird sich J-Church-Gründer Lance Hahn gedacht haben, als er vor einem Jahr knapp am Herztod vorbeischrammte, Monate im Krankenhaus lag und wohl alles andere im Kopf hatte als ein neues Album seiner Band. One Mississippi ist nun das erste Album seit fünf Jahren – und das bei einer Band, die seinerzeit zu den Release-Weltmeistern zählte und jeden Monat eine neue Scheibe auf einem neuen Label machte. Hahn, der einst bei den großartigen Cringer spielte und dann mit Beck als Gitarrist auf Tour war, hat sich für sein aktuelles Line-Up Adam Pfahler an Bord geholt, der einst bei Jawbreaker trommelte, am Bass ist ein gewisser Jeff Bursley, dessen alte Band auf den Namen Nothing Cool hörte. Was sich geändert hat seit dem letzten Longplayer? Nicht viel! J-Church sind immer noch absolute Meister des melancholisch-fröhlichen, verpunkten Power-Pops, ohne dabei jedoch in ramoneske Simplizismen zu verfallen. Zur Feier der Wiedergeburt hat man sich gleich 26 (!) Songs einfallen lassen, die es auf über 72 Minuten Spielzeit bringen und im Vergleich zu den Vorgängern doch eine Spur nachdenklicher und nicht so unbekümmert ausgefallen sind – wen wunderts. Sehr schön die Referenzen an Hüsker Dü, die ich etwa bei New York Times Book Review feststelle, oder dieser Jesus & Mary Chain-Touch von Sunshine. Ein schönes, unspektakuläres Album abseits der Trends.
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Arbor Vitae
VÖ: 30.11.1999