Es ist die Pedal-Steel-Gitarre, mal wieder. Auf diesem Wunderwerk der Instrumentenbaukunst könnte man sich B-Seiten von Pur oder die deutsche Nationalhymne anhören – und wäre trotzdem ganz ergriffen ums Herz, weil es automatisch so zünftig jault und heult und nach Nashville duftet. J Tillman hat das auch begriffen, weshalb man sein Debütalbum “Minor Works” nun an einer beliebigen Stelle anschalten kann und immer schon von einer Pedal-Steel erwartet wird. Klares Denken klappt also gar nicht, wenn diese Platte läuft und man braucht deshalb ein bisschen, bevor man Tillman auf die Schliche kommt. 25 ist der Kerl und Teil des jüngsten Songwriter-Babybooms in Seattle. Seine Lieder aber klingen, als würde sie ein Frührentner singen, der grandios am Leben gescheitert ist. Nichts an “Minor Works” passiert unbeschwert oder aus spontanen Launen heraus, nicht mal die Neil-Young-Mundharmonika in “Take Care” wird mit einem Grinsen im Gesicht nachgebaut. Alles ist träge, schwer und zu ewigem Unglück verdammt. Die Ernsthaftigkeit, mit der sich Tillman an die Umsetzung seiner tristen Gedanken macht und die offen demonstrierte Fachkenntnis, mit der er Banjo, Cello und Piano integriert, lassen sich freilich nicht wegdiskutieren. Man sollte aber trotz aller schwermütigen Schwelgereien auf “Minor Works” nie vergessen: Auch wer in Schönheit stirbt, ist danach vor allem tot.
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Vacilando Territory Blues
VÖ: 16.01.2009