Seit Kettcar und Tomte mit ihrem Modell postalternativer Vollsentimentalität eine ganze Generation von Kulturjournalisten um den Finger wickeln (der Autor schließt sich nicht aus), haben auch sie Feinde. Skeptiker, die den Sinn deutschsprachiger Rockmusik in weniger distanzlosem Zucker verorten, ihn als bösen Überbau betrachten, als Opium fürs Volk. Derlei freche Geister dürften diesem Debüt einer Band aus dem Burgenland ein Ohr schenken, nicht nur, weil der erste Song nach Rio Reiser-Scherben-Rabatz klingt. Auf “Ja, Panik” wird nicht geschrammelt, Powerchord-Gebratze sucht man vergebens, die ganze Turnschuh- und Strickjackenkultur ist klanglich außen vor. Stattdessen leicht dominantes Klavier, klar artikulierter Bass und eine stetig sacht gebrochene Romantik, die mit dem ganzen Sehnsuchts-, Jugend- und Sturm-und-Drang-Ding spielt, ohne es zu zerstören, aber auch, ohne den anarchischen Kern darin weise ad acta zu legen. In guten Momenten gelingt der Band so eine unsentimentale Neuformulierung von Schluchzen und Grübeln, in schlechten schießen Humor und Hysterie über das Ziel hinaus und geben dem ganzen den etwas piefigen Nachgeschmack von bemüht angeschrägter Kunst. Ein markanter, eigenständiger Einstand.
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