Erstmal sei hier gar nichts Grundsätzliches gegen den Schritt gesagt, ein begrenzt erfolgreiches Album mit breiterer Unterstützung erneut zu veröffentlichen: Gerade in der unübersichtlichen Landschaft des Internet-Musikgeschäfts brauchen manche Ideen eben länger, um Fuß zu fassen. Bei Jack Slamer liegt hingegen der Verdacht nahe, dass dieses Material größerer Konkurrenz nicht standhält. Vorlagentreu arbeiten sich die Winterthurer an Standards ab, setzen Blues, bisweilen auch eine Prise Psychedelic (die flirrende Gitarre in “The Wanted Man”) gekonnt ein, wissen um die Macht eines geradlinigen Beats (“I Want A Kiss”) oder herausgezögerten Solos (“Red Clouds”). Sie haben begriffen, wie Songs richtig arrangiert werden müssen und wie lässig Gitarren wirken können, aber bislang nicht, wie man diese Posen mit Leben füllt. Spürbar ist das vor allem an Sänger Florian Ganz, der gerne jede Passage mit Phrasierungen verziert, kiekst und krakeelt, sich aber eben nie selbstvergessen dem Krach hingibt, den die Songs selbst ja auch nur behaupten. Der Produktion gelingt es zu selten trocken, aber nicht verdorrt zu klingen, und generell würde man diese fähige Band gerne aus ihrem Archiv jagen, dorthin, wo ihre Kollegen seit mehr als einer Dekade konservative, aber kraftvolle Rockmusik spielen, der es vollkommen egal ist, ob ihre Riffs eigentlich längst abgeheftet gehören. Jack Slamer fehlt hingegen der Mut, die Taschenspielertricks sein und sich einfach fallen zu lassen – auf einem Debüt ist das gerade noch okay, zwei Jahre später sollte man aber mehr erwarten dürfen.
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Keep Your Love Loud
VÖ: 27.11.2020