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    Jack White
    No Name

    VÖ: 19.07.2024 | Label: Third Man
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 378
    Schönheit
    Jack White - No Name

    Ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren, veröffentlicht Jack White das Soloalbum, das Fans der White Stripes seit zwölf Jahren von ihm hören wollen.

    “No Name” lasen Kunden der Third-Man-Records-Stores in Detroit, Nashville und London am 19.07.2024 auf dem Label einer ansonsten unbedruckten Platte, die wie ein Kosmetikpröbchen unkommentiert ihren Einkaufstüten an der Kasse beigelegt wurde. Angeblich waren nicht mal die Angestellten darüber informiert, worum es sich bei dieser Vinyl-Wichtelei ihres Chefs handelte. Fast zwei Wochen rätseln Fans ab da im Internet über Song- und Albumtitel sowie Mitmusiker, bevor das Album, das den stimmigen Namen “No Name” behält, digital und als Vinylvariante kaufbar ausschließlich in den Third-Man-Stores, offiziell erscheint.

    Hört man den Opener “Old Scratch Blues”, wird spätestens ab Minute 2:58 klar, dass Jack White es ernst meint mit seiner Rückkehr zur minimalistischen, besessenen Blues-Hexerei. Am Bass zu hören ist Whites Frau Olivia Jean, während The Raconteurs-Kollege Patrick Keeler die Drums scheppern lässt. White hat die Songs so roh live aufgenommen, wie seit White-Stripes-Anfängen nicht mehr und seine ganze musikalische Familie dazu eingeladen. So staunt man nicht schlecht, wenn in „That’s How I’m Feeling“, eine dieser Garage-Rock-Hymnen, die schon als Ohrwurm auf die Welt kommen, versehen mit einem Achtelbass, der die Hochzeit der Hives und Strokes ins Jetzt holt, mit White, Jean, Keeler und Tour-Drummer Daru Jones, gleich vier Schlagzeuger:innen genannt werden.

    „It’s Rough On Rats (If You’re Asking)“ setzt mit Dominic Davis am Bass und unscharfen Rock’n’Roll-Akkorden wieder den Gitarrenzauberer White in Szene. „It’s all too much, if you’re asking me“, keift er über dicke, zähe Gitarren. Das folgende „Archbishop Harold Holmes“ ist dann ein einziger Spoken-Word-Voodoo: „But you must tell seven friends, you must whispering seven friends and don’t be selfish and keep this all to yourself and don’t eat shell fish“, flüstert eine göttliche Erscheinung im Song White zu, während der scheinbar besessen in verschiedenen Stimmen eine Wort-Salve nach der anderen abfeuert. Passend dazu nimmt Schlagzeug-Schamanin Carla Azar an den Drums Platz und Tochter Scarlett White übernimmt, wie schon im Song „Into The Twilight“ von „Fear Of The Dawn“ den Bass. Die für White magischen Zahlen drei und sieben tauchen bei ihm traditionell und auch auf diesem Album immer wieder in den Texten auf.

    Der Geist der Stooges hat dann „Bombing Out“ übernommen, White ist schließlich großer Iggy Pop-Fan. Das kann man diesem Punkbrecher anhören, einem der rohsten und energetischsten Songs, die White seit langem geschrieben hat und damit ist man gerade einmal am Ende der ersten LP-Seite angelangt. „What’s The Rumpus?“ endet mit Quincy McCrary an den Keys, wieder etwas ruhiger, aber nicht weniger mitreißend mit den doppeldeutigen Zeilen „What‘s the rumpus/ When will the label dump us?“ und fragt kurz darauf „Who cares what they say?/ „Tonight (Was A Long Time Ago)“ macht mit einem Led Zeppelin-Gedächtnisriff weiter und vier Stücke später rüttelt einen in „Missionary“ ein dermaßen heftiger Schlagzeugbeat von Keeler aus dem anhaltenden Genre-wechsel-dich-Rausch, dass man kurz überlegen muss, ob man das gerade wirklich alles gehört hat. Im abschließenden „Terminal Archenemy Endling“ kann man etwas durchatmen. Auch hier fallen einem Led Zeppelin als erste Referenz ein, bevor das Geräusch heulender Hunde das Ende dieses Wahnsinns im besten Sinn bestätigt. Das Jahr ist noch nicht vorbei, aber eine bessere Albumüberraschung als dieses wilde Stück Garage-Rock, scheint schon jetzt kaum mehr möglich.

    Das steckt drin: Led Zeppelin, The Stooges, The White Stripes

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