Als dieses zehnköpfige Kollektiv aus Norwegen seine Karriere 1994 begann, waren die jüngsten Mitglieder 14 und die Grenze war der Himmel. Man darf es so kitschig fassen, denn Experimentierfreude und Improvisation führen Jaga Jazzist mit ihrem vierten Album in Welten, die emotional ganz großes Kino auffahren. Verzauberungskino. Engelschöre weisen den Weg in höhere Sphären über spacige, unendlich detailreiche Arrangements vom kleinen Kammerjazz bis hinein in die ekstatische Umarmung des Alls bei voller Breitseite. Der Weg führt über gewundene Genesis-Gedächtnis-Pfade, die sich auf “Wind And Wuthering” gut gemacht hätten, kleine Piano-Figuren tänzeln wie Spieluhren durchs Bild, Jazzbläser deklinieren Leitmotive durch. Die unendliche Seligkeit der Polyphonic Spree trifft auf die Spielfreude von Mars Volta und die Stimmung von Cave In zu “Jupiter”-Zeiten. Basierend auf einer bearbeiteten One-Take-Session ist “What We Must” weder technokratische Leistungsschau, noch subversive Avantgarde, sondern ein kalorienreicher Entwurf von virtuosem Eskapismus. Gebacken aus überwältigend vielen Zutaten, die vielleicht übersättigen, aber niemals vermanschen. Nichts für Rationalisten.
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