Vielleicht ist es die veränderte Band-Konstellation, vielleicht auch die gewonnene Erfahrung, aber das norwegische Quintett klingt heute deutlich differenzierter als auf seinem Debüt vor drei Jahren. Der dort gespielte Sludge blickte zwar auch verstohlen in Richtung Stoner und Hardcore, traute sich jedoch nie so recht, aus dem Vollen zu schöpfen. Heute tun Jagged Vision genau das: Erneut produziert von Kylesa-Frontmann Phillip Cope, hört man Death Is This World ein genaues Studium aktuell relevanter Metal-Bands an. So schaut sich “Euthanasia” seinen verspielten Groove bei den Mastodon der “Blood Mountain”-Ära ab, “Feeble Souls” verbindet Thrash-Metal-Versatzstücke mit den melodiösen Momenten der frühen Baroness und die dreckigen Passagen schwanken stets zwischen dem Druck von Kylesa und dem Schmiss der Landsleute Kvelertak. Hinzu kommen Genre-Stücke wie der knappe, aber intensive Downbeat-Titeltrack oder das Black-Metal-orientierte Blastbeat-Inferno “I Am Death”. Doch so gut diese Songs funktionieren, an einigen Stellen übernehmen sich Jagged Vision: Das akustisch startende und schließlich in groß gedachten Sludge mündende “An Emperor Of Foul Intent” ist auf dem Papier besser als auf Platte, während sich das gradlinige “Serpents” in stumpfem Geprügel erschöpft. Was hier offen zu Tage tritt, ist bei aller Verbesserung ein Makel des gesamten Albums: “Death Is This World” mangelt es an Identität. Gelingt es dem Nachfolger, diese Lücke zu schließen, ersparen sich Jagged Vision ein Schicksal als ewiger Support-Act.