Jane's Addiction
Ritual De Lo Habitual (Platten der Neunziger)
Man sah sich getäuscht. Schon das Cover musste brave Christen noch mehr abstoßen als die beiden nackten siamesischen Zwillinge mit den brennenden Köpfen beim Album zuvor. Die fast noch schönere Rückseite, das Regal mit all den wundersamen Behältnissen voll Methadon und Anti-Neid-Substanz, Schlangenöl und Verlass-mich-nicht-Parfüm, macht dieses Album covertechnisch endgültig reif für die ewige Top Ten. Und auch musikalisch sind Perry Farrell, Dave Navarro, Stephen Perkins und Eric A. damals gut ins neue Jahrzehnt gekommen. Den Titel des wilden, wütenden Openers “Stop!” nahmen sie jedenfalls nicht wörtlich, der Kreativitätsübertragung von Farrell auf die anderen drei schienen keine Grenzen gesetzt zu sein. Auch die beiden folgenden “No One's Leaving” und “Ain't No Right” ließen einen etwas ratlos zurück. Das hatte alles viel von Punkrock, aber einfach eine Stufe darüber, völlig abgehoben und durchgeknallt, und doch machte alles Sinn. Das eingespielte Team Jane's Addiction und Producer Dave Jerden schien einen magischen Moment erwischt zu haben. “Obvious” und “Three Days” haben den Charme von Velvet Underground zu ihren besten Zeiten. Und dass das beschwingte “Been Caught Stealing” samt Dobermann-Chorus genial ist, dürfte ebenfalls unstrittig sein. Bei vielen anderen geschätzten Bands fällt es mir nicht leicht zu sagen, welches nun der Höhepunkt des Schaffens war, hier lege ich mich gerne fest: “Ritual De Lo Habitual” ist es und wird es immer bleiben.
weitere Platten
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VÖ: 14.10.2011
Strays
VÖ: 18.07.2003
Kettle Whistle
VÖ: 03.11.1997
Ritual De Lo Habitual
VÖ: 20.08.1990
Nothing's Shocking
VÖ: 23.08.1988
Jane's Addiction
VÖ: 15.05.1987