Jane's Addiction
The Great Escape Artist
Text: Martin Iordanidis
Was ist das Geheimnis einer Band, die mit ihren Besetzungsloopings, zuverlässig inszenierten Skandälchen und einem gefühlten Dutzend blutsverwandter Projekte nicht gerade dicke Wurzeln schlagen dürfte? Wo Farrell Jane’s Addiction und nicht Porno For Pyros oder Satellite Party draufschreibt, sind eben immer noch psychedelischer Hall, Dramatik und erlesene Rock-Handwerker drin. “Underground” holt den Fan exakt da ab, wo er 2003 mit “Strays” allein gelassen wurde: kantige Bassläufe, breit aufgestellte Refrains und reich verzierte Rock-Epen, die gar nicht so alternativ klingen wie es die Band-Vergangenheit suggeriert. Man muss sich nichts vormachen: In Farrells Kerngeschäft dürfen nur die Besten rein; bleiben wiederum darf nur, wer dem Chef nicht zu sehr ins Handwerk komponiert. Das Gastspiel von Guns N’ Roses/Velvet Revolver-Bassist Duff McKagan etwa dauerte ganze sechs Monate. Diesem Album hinterlässt er drei Songs (“Broken People”, “Words Right Out Of My Mouth” und “Ultimate Reason”), in denen Farrell trotz eines geschmeidigen Pink Floyd-Appeals wie ein Gast im eigenen Haus wirkt. Die Kunst der Unterordnung beherrscht Gitarrist Dave Navarro hingegen perfekt. Mit magischer Leisetreterei lebt er hier eine gestalterische Freiheit aus, in der er nicht als Einzelmusiker, sondern als Herzschlag einer unsterblichen Schönheit brillieren darf. Ich bin immer auf der Flucht vor meiner eigenen Vergangenheit, erklärt Farrell. Willkommen zurück in der Gegenwart.
weitere Platten
Strays
VÖ: 18.07.2003
Kettle Whistle
VÖ: 03.11.1997
Ritual De Lo Habitual
VÖ: 20.08.1990
Nothing's Shocking
VÖ: 23.08.1988
Jane's Addiction
VÖ: 15.05.1987