Der Kandidat 2005: Janove Ottesen, Norweger. Noch keine 30, aber mit seiner Hauptband Kaizers Orchestra in seiner Heimat schon ein ganz Großer. Ganz bestimmt hat er zwei gesunde Arme, auch wenn das Albumcover Schlimmeres vorgaukelt. Beeindruckend, was er damit anstellt. Vordergründig schüchterne Akustikballaden wie “Her Face” offenbaren bei näherem Hinhören, wie geschickt Ottesen dem Hörer seine Einflüsse aus Blues, Jazz, Country und Pop unterjubelt. Mit wechselnder Instrumentierung zeichnet die Mannschaft hinter Ottesens erstem offiziellem Solowerk die Hintergründe für seine düster-schönen Klanggemälde. Vergleichbares hätte aus Nick Drake werden können, wenn es anno ,74 bereits kompetentere Antidepressiva gegeben hätte. Denn Ottesen lässt mitunter auch kräftig die Sonne scheinen. “Black And White Movie” erinnert in Haltung und Klangkolorierung an die ungestüme Lebensverliebtheit, mit der Phantom Planet das Jahr 2002 für sich entschieden. Wenn die sparsam eingesetzten Streicher schweigen und stattdessen etwas mehr Groove ins Haus darf, weiß Janove selbst die leidige Trennungsthematik in ein Augenzwinkern zu kleiden. Groß und stark wie ein alter Baum mit frischen Blüten.