Sonst nämlich könnte man die Uhr danach stellen, dass auch “No Singles” Höchstpreise auf Online-Basaren einbringen würde, wie es ihre DIY-Veröffentlichungen “All Lies” (2007) und “Lullaby Death Jams” (2008) längst tun. Immerhin hat sich inzwischen herumgesprochen, dass Japandroids mit “Post-Nothing” das aufregendste Noiserock-Debüt des letztes Jahres, vielleicht sogar Jahrzehnts aufgenommen haben und dass man es schon an den Ohren haben muss, um die Großartigkeit des Duos auf seinen ersten zwei EPs zu überhören.
“No Singles” nun ist die Fusion der beiden Platten, eine Art Mini-Anthologie mit nostalgischer Note: Das Gatefold-Cover der CD zieren handverlesene Show-Flyer und eine akribische Aufzählung ihrer Shows der ersten Jahre. Its raining in Vancouver/ But I dont give a fuck/ Cause Im far from home tonight, sangen sie später mit einiger Genugtuung, im “Post-Nothing”-Song “Sovereignty”. Wie selten sie in der Anfangszeit allerdings wirklich ihrer verregneten Heimatstadt entkamen, entlarvt die Konzert-Liste. Praktisch bis zur Veröffentlichung ihres Debütalbums waren Japandroids ein klassisches Lokal-Phänomen, das selten an Auftritte außerhalb von Vancouver und noch seltener außerhalb Kanadas kam. Dabei hatte die Sturm-und-Drang-Musik von Brian King (v, g) und David Prowse (v, dr) von Anfang an das Zeug dazu, im größeren Stil von sich reden zu machen.
Mag sein, dass ihnen damals noch ihre eigene Bescheidenheit im Weg stand. So schreiben sie über ihre fabelhafte Interpretation des Mclusky-Hits “To Hell With Good Intentions”: Wir coverten es, um sicherzustellen, dass unsere erste EP wenigstens einen guten Song enthält. Dabei ist “No Singles” voll von guten Songs – und dass die es in Sound und Songwriting fast durch die Bank mit denen auf “Post-Nothing” aufnehmen können, sollte als Beleg dafür genügen, dass Japandroids ihre Linie früher gefunden haben als die meisten Bands. Nennt es LoFi-Punk mit Pop-Appeal, nennt es tobsüchtigen Garagenrock an der Schwelle zur Shoegazigkeit, seht es als einen Anflug von Schönheit im Angesicht der Apokalypse: Wenn sich Japandroids wie in “Avant Sleepwalk” und “Lovers/Strangers” zwischen Schepperschlagzeug, Helikopter-Gitarren und hysterischem Gesang die Finger blutig spielen und Hälse heiser schreien, bringen sie sich locker mal als Erben der früh aufgelösten Death From Above 1979 ins Spiel. Jetzt müssen sie es nur noch ein paar Alben länger miteinander aushalten.
Anspieltipps
“Lovers/Strangers” | “Couture Suicide” | “To Hell With Good Intentions”
Artverwandte
Death From Above 1979 – “Youre A Woman, Im A Machine”
Hüsker Dü – “New Day Rising”
No Age – “Nouns”
weitere Platten
Fate & Alcohol
VÖ: 18.10.2024
Massey Fucking Hall
VÖ: 19.06.2020
Near To The Wild Heart Of Life
VÖ: 27.01.2017
Celebration Rock
VÖ: 08.06.2012
Post-Nothing
VÖ: 11.09.2009