Das überfällige Debütalbum des Berliner Kollektivs bietet mit großer Finesse programmierte Breitwandsongs zwischen Breakbeat, HipHop, Soul und Jazz.
Jazzanova haben einen enormen Kredit abzuzahlen. Wer schon vor dem ersten Album als Pionier eines neuen Clubsounds gefeiert wird, DJ-Awards bekommt, auf Japan-Tournee geht und einen Auszug der Remix-Arbeiten als Longplayer veröffentlicht, der trägt eine gewisse Bürde auf den Hipster-Schultern. Aber Jazzanova sind es klug angegangen. “In Between” ist kein kurzweiliges, tanzbares Club-Album, sondern eine komplexe Hörplatte. Weder retro, noch einem modernen Trend folgend, markieren die Berliner mit Hilfe diverser Gastvokalisten ihr ganz eigenes Spektrum zwischen oben genannten Eckpfeilern, für das es eigentlich nur eine Vergleichsgröße gibt: 4 Hero. Jede herkömmliche Track-Logik hinter sich lassend, haben Jazzanova alles bis ins kleinste Detail virtuos zusammengefügt – unvorhersehbar wuchernde Beats und schwelgerische Flächensounds bei “L.O.V.E. And You & I”, die wahnwitzig verbreakten Rhythmen beim HipHop-Track “The One Tet” mit Capital A am Mikro oder das verschachtelt harmonische “Mwela Mwela (Here I Am)” mit Valerie Etienne und Rob Gallagher. “Another New Day” trumpft mit einem Streicherarrangement von Gottes Gnaden auf, und mit Hilfe von Desney Bailey und Vikter Duplaix wird gezeigt, wie gut moderner Soul klingen kann. Dass das alles fast ein bisschen überambitioniert wirkt, lässt sich verzeihen.
weitere Platten
The Remixes 1997-2000
VÖ: 30.10.2000