“Der Raum ist steril, zwei Sessel darin”, eröffnet Sänger Pablo Scheuhammer das Intro, doch schnell taucht er die Wände in die dunkelsten Farben und lässt dornige Zweige aus den Fugen sprießen. Denn alles, was jetzt folgt, tut weh. Alkohol- und Drogenmissbrauch, Alltagsrassismus, der Verlust der Eltern und die Angst vor dem eigenen Tod. Nur einmal nimmt der jeanny-Frontmann die Rolle des Beobachters ein, wenn er die Fehlgeburt einer Nachbarsfamilie aufarbeitet und mit einem weiteren gesellschaftlichen Tabu bricht.
Scheuhammer legt all das im Wechsel aus Sprechgesang und Screamo offen, eingebettet in kantigen Indierock, der regelmäßig in ausufernden Post-Hardcore mündet. Das allein ist schon starkes Songwriting, besonders wird der Sound von Jeanny aber erst durch das Trompetenspiel von Bernhard Schrenk. Die sieben Songs sind kein großer Akt der Reinigung, vielmehr veranschaulichen sie, dass Therapie und Heilung ein Prozess sind. Die erste Sitzung nimmt Scheuhammer noch mit 23 wahr, im abschließenden “Cecilia” ist er zwei Jahre älter und kaum weniger zerrissen. Zwei Jahre der Konfrontation und des Aufarbeitens enden eben nicht so einfach in der Katharsis. Nach dem letzten Akkord des Albums hängt nur noch die Trompete etwas ratlos in der Luft, irgendwo zwischen Beklemmung und vielleicht doch ein bisschen Hoffnung.
Das steckt drin: La Dispute, Lysistrata, Sperling