Zusammen mit Adam Green und Kimya Dawson gilt Lewis als Begründer der Anti-Folk-Bewegung. Während Green und Dawson musikalisch abgetaucht sind, veröffentlicht Lewis mit “Manhattan” ein Portrait seiner Heimatstadt, das nur gelegentlich, etwa in “Avenue A, Shanghai, Hollywood”, so rumpelt, als hätte er weiterhin eine Rechnung mit dem Establishment offen. Statt sich im Kampf gegen Windmühlen aufzureiben, fokussiert sich Lewis aber auf nachvollziehbare, selbstironische Geschichten wie in “Sad Screaming Old Man”. Darin geht es um den seltsamen Nachbarn, dessen nächtliche Aktivitäten ihm den Schlaf rauben, er aber viel zu faul ist, sich deswegen nach einer anderen Wohnung umzusehen. Vorgetragen mit einer sonoren Stimme, die dem späten Lou Reed ähnelt, zeichnet Lewis ein Bild von New York, das großstädtischer Hektik mit unerwarteter Lässig- und Leichtigkeit begegnet. In “Back To Manhattan” erzählt Lewis lakonisch und zugleich melancholisch über mehr als acht Minuten lang von den letzten Stunden einer Beziehung, deren Wege sich auf der Brooklyn Bridge trennen – spätestens dann kann man sich den nächsten Besuch der Stadt nur noch mit diesem Album auf den Ohren vorstellen. Gemeinsam mit Bassistin Caitlin Gray und Schlagzeugerin Heather Wagner verpackt Lewis seine Beobachtungen in zumeist zurückgelehnten, manchmal aufgekratzt-überschwänglichen Folksongs, zu denen er in einer angenehmen Märchenonkelhaftigkeit singspricht, der man stundenlang folgen möchte – vom Opener
“Scowling Crackhead Ian” bis zum überkandidelten, halb in Jiddisch verfassten Closer “The Pigeon”.
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