Jens Lekman
I Know What Love Isn't
Text: Markus Hockenbrink
“No-ones born an asshole/ It takes a lot of work”. Es fielen einem viele Personen ein, die so eine Zeile schreiben und in einen guten Song einbauen könnten, aber vermutlich würde es keiner so wie Jens Lekman machen. Vor fünf Jahren, anlässlich seines letzten Albums, schien man einen Typen wie ihn bestens gebrauchen zu können: einen eitlen Dandy mit eigener Giftküche, der das unwegsame Terrain zwischen Belle & Sebastian und Morrissey mit schwierigen Romanzen überbrückt. Gelernt hat er dabei vor allem, was Liebe nicht ist, und dass es auch in solchen Fragen am Ende auf guten Stil ankommt. “You dont get over a broken heart/ You just learn to carry it gracefully”, singt er. Wobei eine Liebesaffäre mit Lekman vielleicht auch nicht die smarteste Idee wäre. Der Sänger sieht zwar aus wie das Party-Seelchen, das morgens um halb vier alleine in der Küche hockt, wäre wahrscheinlich aber auch imstande, Liebhaber und andere kleine Tiere mit Lust zu quälen. Indizien? Zum Beispiel die leicht exzentrische Angewohnheit, Vokabeln wie “brünett” und “kokett” zu reimen als ob es 1962 wäre, und dabei in der dritten Person zu sprechen. Eine Stimme wie die von Lekman hört sich außerdem selbst gerne singen, da bleibt nicht viel Platz für andere Hobbys. Sein Thema beherrscht der Schwede allerdings. Dafür, dass “I Know What Love Isnt” auf dem Schmalz-Barometer gefährlich weit oben ansiedelt, sind die Songs darauf allesamt exzellent durchkomponierte Musterstückchen, die in Verbindung mit den latent hinterhältigen Texten nicht unerheblichen Charme aufbringen. Sensibler Mistkerl.
weitere Platten
An Argument With Myself
VÖ: 23.09.2011