Dass Justin K. Broadrick noch nicht taub ist, grenzt an ein medizinisches Wunder. Seit über 20 Jahren feilt der Meister nun schon an seiner ganz eigenen Interpretation zeitgemäßer Sounds, die für den ungeübten Hörer jedoch bloß eines sind: purer Krach. Ganz gleich, ob Techno, Metal, Industrial oder Grindcore – bisher war ihm dabei fast jedes Mittel recht. Umso überraschender kommt das Debütalbum seines neuesten Sprösslings Jesu daher, auf dem Broadrick erstaunlich gemäßigte Töne anschlägt: Kein wirres Anrennen wie auf den letzten Godflesh-Auswüchsen ist da mehr zu hören, stattdessen entrückt-melancholische Tunes, die die Neun-Minuten-Marke in den seltensten Fällen unterschreiten. Mantra-artig wiederholt Broadrick seinen verhallten Sprechgesang. Mit ihrem schleppenden Beat-Gerüst und den versteckten, todtraurigen Melodien erinnern Jesu zum einen an Bands wie Isis, Old Man Gloom oder Ostinato, zum anderen aber auch an frei denkende HipHop-Konstrukte à la Dälek oder die bereits vor Jahren von der Bildfläche verschwundenen One Inch Punch. 75 fesselnde Minuten Musik, die man in dieser Form kaum von Broadrick erwarten konnte. Amen, kleiner Jesu.
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