Was nicht bedeutet, dass nicht auch das Debüt der Australier ein einziges Dejà-vu wäre – von Anfang bis Ende. Allerdings zur Abwechslung mal ein nicht gar so einspuriges: Von Dave Sardy mit viel Gespür für warme, organische, aber stets präsent zwischen die Beine zielende Sounds in Szene gesetzt, tummeln sich auf “Get Born” 13 Entwürfe von good ol’ Mr. Rock, so wie er sein sollte. Denn während das Gros der juvenilen Konkurrenz sich bevorzugt auf eine (inzwischen sattsam durchgekaute) Größe kapriziert – hedonistische, verschwitzte, möglichst mies produzierte Drei-Akkord-Rock’n’Roll-Trivia directly out of the Proberaum – und ihr halbseidenes Liedgut hinter einem Schleier aus Gerumpel verbirgt, wagen Jet den Ausbruch aus dem Hype-Format. Da kommen Keith Richards’ Blues-Rudimente ebenso zum Zuge wie der “Pinball Wizzard”-Furor von The Who (das infektiöse “Are You Gonna Be My Girl”); kracht es im einen Moment räudig à la MC5, um im nächsten vergnügt jauchzende Kinks-Melodien oder stramme Free-Riffs durch die Boxen zu jagen (“Cold Hard B****”). Logisch: Auch Nic Cester raun(z)t uns bevorzugt sehnsüchtig-schwüle Phantasien von nächtlichen Sex-Eskapaden, Besäufnissen und dem unvermeidlichen Kater danach ins Ohr. Doch weiß der Sänger, dass zu einem potenten Song mehr gehört als Rabatz und Attitüde – und zu jedem Leben am Limit auch ruhigere Momente der Einkehr. Indiz dafür ist zauberhaftes Balladen-Zuckerwerk wie die im besten Sinne an Lennon erinnernde Piano-Glanztat “Look What You’ve Done”, das schwelgerische “Move On” oder der erschreckend reife “Radio Song” – womit Jet letztlich näher an den frühen Oasis als den üblichen Verdächtigen dran sind. Ausgerechnet die Retro-Rockband, die sich das signalhafte ‘The’ spart, ist die derzeit spannendste und musikalisch gerissenste von allen. Ulkig, oder?