Amerikanische Rockmusik für Fortgeschrittene: Die Platte nach dem Meisterwerk ist den Jets To Brazil überzeugend, aber nicht überragend gelungen.
Mit “Four Cornered Night” haben die Jets To Brazil vor zwei Jahren einen wahren Geniestreich abgeliefert. Doch da es an der Spitze wohl recht einsam wurde, betritt man nun wieder festen Boden. “Perfecting Loneliness” hat nicht nur das scheußliche Cover mit seinem Vorgänger gemein, auch klanglich macht das Quartett dort weiter, wo “Four Cornered Night” endete. Streicherteppiche schmiegen sich an treibende Gitarrenwälle, Country-Formeln werden mit Indie-Rockismen verrührt, feingliedrige Piano-Figuren treffen auf die zartbitteren `Gott, die Welt und die kleine Träne zwischendurch`-Texte von Blake Schwarzenbach, dem Gründungsvater des `Clubs der aktiven Melancholie`, und der Coldplay-Fan steht Schulter an Schulter mit dem Wilco-Bewunderer und der New End Original-Verehrerin. Der Titelsong, eines der Highlights der Platte, überzeugt durch Referenz-Geständnisse in Richtung The Smiths und The Clash, die so deutlich noch nie im JTB-Werk zu Tage traten, während der Opener “The Frequency” mehr krachige Gitarren zu bieten als das gesamte Vorgängerwerk. Und dennoch – trotz des größeren Arsenals an Instrumenten, Klangfarben und Stimmungen fehlen hier ein paar Dinge: das Überraschungsmoment, die Präzision und ein kleines bisschen auch der Überblick. Mit 67 Minuten für gerade mal 12 Songs lässt man sich etwas zuviel Zeit, und bisweilen, gottlob aber selten, wirkt “Perfecting Loneliness” nicht wie die Synthese des bisherigen JTB-Schaffens, sondern eher wie ein
unreflektiertes Herumswitchen zwischen “Orange Rhyming Dictionary” und “Four Cornered Night”. Jets To Brazil sind weiterhin eine außergewöhnliche Band, aber “Perfecting Loneliness” ist keine außergewöhnliche Platte, sondern `lediglich` eine gute.
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Four Cornered Night
VÖ: 28.08.2000