Jinjer
Duél

Vor bald drei Jahren hat Russland die Ukraine überfallen. Das unsägliche Leid, das die Menschen dort erleben, in Worte zu fassen, ist für niemanden leicht. Jinjer-Sängerin Tatiana Shmayluk nutzt dafür die Mittel der Fantasy: „Collecting blood is his ambition/ He sets so light the value upon lives/ Each despicable decision/ Activates his dreadful knights“. Es ist offensichtlich, gegen wen sich das rasende “Rogue” richtet.
“Tumbleweed” könnte ein bekanntes Märchen sein, ist aber eine Metapher für den Verlust der Heimat: „Here I am just like a little beetle/ Carried by the storm into a lake/ Oh dear caterpillar! Oh darling Mr. Toad/ I’m a stranger to you all/ Is it my fate?“ Noch mehr literarischen Anspruch bringt “Kafka” ins Spiel, ein Song, der die beklemmende Atmosphäre aus den Werken des Schriftstellers auf modernen Groove Metal überträgt. So etwas gibt es nicht aller Tage. Nicht weniger gelungen ist “Green Serpent”, in dem Shmayluk eine ihrer besten Gesangsleistungen liefert und sich mit Alkoholkonsum auseinandersetzt.
Die Weise, wie Jinjer an Voivod oder Meshuggah geschulte Komplexität mit Eingängigkeit verbinden, ermöglicht ihnen ein Abwechslungsreichtum, dank dem jeder Song auf “Duél” seinen besonderen Moment bekommt. Die Karrierekurve der Ukrainer*innen bleibt also steil. Gut so, denn Stimmen wie diese sind und bleiben noch lange wichtig.
Das steckt drin: Gojira, Periphery, Spiritbox