Joan Of Arc
Dick Cheney, Mark Twain
Text: Oliver Uschmann
Den breiten Horizont und das linksintellektuelle Gewissen spürt man bei dieser Band aus dem Chicagoer Untergrund seit acht Jahren. In jedem Ton, in jedem Wort. Das Tolle an ihrer Kunst ist, dass sie immer wieder einen Umgang mit Arrangements, Texten und Artwork finden, der einen neuen Blick auf den Irrsinn der Dinge wirft, der überrascht, Perspektiven verschiebt und manchmal sprachlos zurücklässt. So auch hier. Abseitige Ideen, Short Cuts ganz konkreter Szenen, die Bände sprechen oder verwegener Skizzen, die Philosophisches lostreten. Texte, Töne und Booklet-Bilder haben etwas Assoziatives, sind eine sachte Dekonstruktion, die neue Beziehungen stiftet, aber dennoch nie die Form verliert. Auch die Musik ähnelt Gedankenblitzen. Akustikgitarren, Piano, Cello, Wurlitzer, Akkordeon, sachte Percussion: ein verschleppter Hybrid aus Folk, Indie-Pop, Postrock und Elektro-Schnipseln, in dem scheinbar alles durcheinander geht und doch keine Beliebigkeit eintritt. Einerseits toll durchdachte Literatur, in der jedes Wort sitzt, andererseits die ‘sprachlose’ Kombinationslogik von Träumen. So endet die Platte auch mit einem Gemisch aus Stimmen, das scheinbar zusammenhanglos Namen tuschelt – von Clinton über Schwarzenegger bis Sun Ra – um dann mit vermehrt gezischtem “clear channel” das Sprechen zum Erliegen zu bringen. Und uns interpretierend zurückzulassen. Mit dieser Platte hat man viel zu tun.
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