Joey Cape
Doesn't Play Well With Others
Text: Oliver Uschmann
Oder besser: der zeitlose Song, so robust, dass der Zahn der Zeit ihm nichts anhaben kann. Lagwagon-Klassiker wie “Know It All” oder “Confession” pulen einem unplugged die Gänsehauthügelchen aus dem Nacken, und auch die Songs von No Use For A Name ließen sich schon immer verlustlos entschleunigen. Der nackte Kaiser hat einen schönen Körper, doch ihn zu entkleiden, ist eine geringere Leistung als sich selbst mit neuen Kompositionen im brüchig romantischen Stoppelfeld zwischen Folk, Country und Americana zu versuchen. Cape macht das auf seinem zweiten Soloalbum bewegend gut. Seine unnachahmliche Stimme kleidet Trauer, Liebe, Hoffnung und Galgenhumor in charmante Beiläufigkeit. Flapsiger Humor und ungebrochene Tragik geben sich organisch die Klinke in die Hand. Das Slapstick-Cover und der Titel führen mit Understatement auf die falsche Fährte, wenn man beim Hören feststellt, wie gut Cape mit anderen zusammenspielt und wie organisch in seiner Musik Cello, Piano, Mandoline und sogar Schifffahrtsklavier zusammenfließen. Doch auch diese Songs kann man sich umgekehrt beschleunigt als Skatepunk-Kracher vorstellen, was wunderbar belegt, warum dieses Genre so beharrlich überlebt: die 3/4-Hosen sind in Wirklichkeit Chaps. In “Its Always Sunny” lässt Familienvater Cape seine Tochter singen, und es ist einfach nur sympathisch. Das hilft auf dem Weg zu legendärem Ansehen als Songwriter zwar weniger weiter als Einsamkeit und Suizid, gefällt ihm aber besser. “Going For The Bronze” unterstreicht diese Genügsamkeit.
weitere Platten
A Good Year To Forget
VÖ: 13.08.2021
Let Me Know When You Give Up
VÖ: 05.07.2019
Stitch Puppy
VÖ: 04.09.2015
Bridge
VÖ: 02.10.2008