John
A Life Diagrammatic
Text: Jonas Silbermann-Schön | Erschienen in: VISIONS Nr. 367
Mehr denn je verstehen sich John nämlich als Filmkomponisten, dringen für A Life Diagrammatic tief in klaustrophobische Räume ein und befüllen ihre Zwei-Mann-Noise-Planierraupe mit Post-Rock-Flächen und flirrenden Ambient-Einheiten, die nun auch Avantgarde-Streifen vertonen könnten, die erst noch gedreht werden müssen.
Sänger und Schlagzeuger John Newton macht keinen Hehl daraus, dass seine Ausbildung als visueller Künstler generell und der österreichische Regisseur Michael Haneke im Speziellen eine große Rolle für seine Band spielen. Wie Hanekes Filme “Funny Games” oder “Das Weiße Band” geben sich die beiden Johns hinter Krachschichten und motorischem Drive herrlich unsentimental und erzeugen verstörende Bilder, um gegenwärtige Themen wie Klasse, Klimawandel, soziales Miteinander oder den Niedergang der industriellen Gesellschaft anzusprechen, ohne sich zu plumpen Parolen hinreißen zu lassen.
So machen sie sich trotz Newtons brachialem Gebelle auch immer deutlicher von Idles-Vergleichen frei und erweitern mit dumpfen Elektro-Beats (“Trauma Mosaic”), Mogwai-Glitzer (“A Submersible”) und Chor-Gesängen (“Service Stationed”) ein für ein Duo eigentlich begrenztes Korsett, das sie im kolossalen Closer “The Common Cold” aus allen Nähten platzen lassen.
Das steckt drin: Gilla Band, Idles, Metz
weitere Platten
Nocturnal Manoeuvres
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Out Here On The Fringes
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God Speed In The National Limit
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